Anne König

Döpik-Campus-Pläne: Über Nacht fehlten plötzlich 2,7 Millionen Euro

Döpik Energietechnik verschiebt den Bau des Innovations-Campus in Gescher, weil über Nacht 2,7 Millionen Euro Förderung weggebrochen sind. Auch viele Eigenheimbauer müssen neu kalkulieren.

Die Pläne für den Neubau des Innovations-Campus in Gescher stehen. 15 Millionen Euro will das Stadtlohner Unternehmen Döpik Energietechnik in das Zukunftsprojekt investieren. Baustart sollte im Juni oder Juli 2022 sein. Sollte. Geschäftsführer Tobias Picker muss aber nun ganz neu rechnen. Über Nacht fehlen 2,7 Millionen Euro. 

Der Campus ist als echtes Vorzeigemodell für klimafreundliches Bauen geplant. „Wir wollen Planern und Bauherren zeigen, was alles möglich ist“, sagt Tobias Picker. Von regenerativer Wärme- und Kältetechnik bis hin zu energiesparender Gebäudetechnik. Das 15-Millionen-Euro-Projekt baute auch auf staatliche Zuschüsse aus der KfW-Förderung für energiesparende Gebäude. „Nach den Förderrichtlinien haben wir fest mit einem Zuschuss von 2,7 Millionen Euro gerechnet“, sagt Tobias Picker. 

Bis Ende Januar wollte Döpik den Antrag stellen. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck kam dem mit einer, wie er selbst sagt, „Hauruck-Aktion“ zuvor: Die Bundesregierung stoppte am 24. Januar völlig überraschend die bisherigen Förderprogramme für energieeffizientes Bauen und Sanieren der Förderbank KfW. Auch bereits gestellte Anträge sollten ursprünglich nicht mehr bewilligt werden. Der Grund: Es lagen bereits viel mehr Förderanträge vor, als Geld im Fördertopf war. Es fehlten Milliarden. 

Baustart im schlechtesten Fall erst im nächsten Jahr 

Ein paar Tage später entschied die Regierung nach einer Kehrtwende, dass vor dem 24. Januar gestellte Anträge doch nach den bisher geltenden Kriterien bearbeitet werden. Weitere Anträge sind aber nicht mehr möglich. Döpik geht weiterhin leer aus. Tobias Picker sagt: „Wir können nicht einfach auf die 2,7 Millionen Euro Fördersumme verzichten. Es sollen ja neue Förderprogramme aufgelegt werden. Aber die Kriterien sind unbekannt. Den Baustart haben wir schon auf den August oder September verschoben. Vielleicht können wir aber auch erst im Sommer 2023 loslegen.“ 

Der Döpik-Geschäftsführer versteht, dass Förderprogramme nachgeschärft werden müssen, um die Steuermittel sinnvoll und zielgerichtet für den Klimaschutz einzusetzen. Aber die Förderung einfach zu stoppen, ohne zugleich neue klare Förderrichtlinien vorzulegen, das sei ein „schwerer Schock“ für das Baugewerbe und die Bauwilligen. 

Wenn ein wichtiger Baustein fehle, dann wanke bei vielen die ganze Finanzierung. Es komme zu Verzögerungen. Die Baupreise stiegen weiter und die Zinsen möglicherweise auch. „Ich hatte am 24. Januar zwei Mitarbeiter unter Tränen bei mir im Büro stehen: Die wollten ein Einfamilienhaus bauen und bis Ende Januar die Anträge stellen. Jetzt wissen sie nicht mehr weiter. Beiden fehlen jetzt jeweils 100.000 Euro. Ein dritter wollte seinen Bauernhof energetisch sanieren. Auch er weiß jetzt nicht mehr, wie er es finanzieren soll. Ihm fehlen jetzt 65.000 Euro.“ 

„Die Menschen planen einmal in ihrem Leben einen Eigenheimbau – und dann passiert so eine Nummer“, sagt Anne König. Tobias Picker hatte die CDU-Bundestagsabgeordnete am Dienstag in sein Unternehmen eingeladen, um ihr die dramatischen Folgen des überraschenden Förderstopps vor Augen zu führen. Die waren Anne König indes längst bekannt. 

„Ich bin in den Tagen nach dem 24. Januar kaum zum Schlafen gekommen. Es gab so viele Mails, Anrufe und Gespräche mit Bauwilligen, Planern und Bauunternehmen. Das war ein echter Schock für viele. Das hat mich auch tief bewegt“, sagt Anne König. 

Sie habe erfahren, dass etliche Bauvorhaben auf Eis gelegt worden seien. König: „Die Entscheidung der Regierung war ein schwerer Schlag für Familien und für das Bauhauptgewerbe im Kreis Borken, das ja über 8000 Menschen Arbeit bietet.“ 

Die Abgeordnete, die im Bundestag dem Ausschuss Klimaschutz und Energie angehört und dort auch Berichterstatterin für die CDU ist, spricht von einem „Vertrauensbruch“. Es fehle nun allen Beteiligten an Planungssicherheit. König: „Die Regierung lässt Häuslebauer, Baufirmen und Wohnungsbaugesellschaften über Nacht im Regen stehen.“ 

Die erste Kehrtwende Habecks, die bis zum 24. Januar eingegangenen Anträge doch noch zu berücksichtigen, nennt Anne König einen Schritt in die richtige Richtung. Aber immer noch sei alles unklar. König: „Keiner kann etwas beantragen, weil keiner weiß, wie denn die neuen Förderrichtlinien aussehen werden. Die Opposition wird aber Dampf machen, damit der nicht durchdachte Förderstopp umgehend zurückgenommen wird. Ich hoffe, wir kommen in der nächsten Sitzungswoche weiter.“

Quelle: Stefan Grothues