Anne König

Bauernverband hatte Bundestagskandidaten zu Gast

Die Unzufriedenheit im Berufsstand ist groß – und der Andrang zur Podiumsdiskussion von Bauernverband und „Land schafft Verbindung“ (LSV) am Mittwochabend war es auch: Gut 200 Landwirte machten gegenüber den Bundestagskandidaten von CDU und FDP, vor allem aber gegenüber Grünen und SPD aus dem Wahlkreis 126 (Borken II) in der Halle von Landmaschinen Greving in Ahaus-Wüllen ihrem Unmut über die für die Landwirtschaft geltenden Rahmenbedingungen Luft. Sie forderten von der Politik klarere Vorgaben und verlässlichere Regelungen, um wirtschaften zu können. Gut zwei Stunden lang gab es Fragen aus dem Publikum – und Frustabbau.

Die Unzufriedenheit bekam vor allem Bernhard Lammersmann (Grüne) zu spüren, der zwischendurch ob der Angriffe darauf hinwies, dass die Grünen „seit 16 Jahren doch nicht mehr in der Regierung sind“. Auf mögliche Perspektiven für die Landwirte angesprochen sagte er, dass er trotz vieler Biogasanlagen noch Potenzial für heimische Landwirte bei der Produktion erneuerbarer Energien sehe – auch vor dem Hintergrund des Klimawandels. Das betreffe auch Biomasse, Windenergie und Fotovoltaik. „Bei der Energie, da wird der Reibach gemacht.“ Dass der Fleischkonsum, vor allem bei Schweinefleisch, bundesweit rückläufig sei, diesem „Fakt muss man in die Augen schauen“, sagte Lammersmann, der bei der Landwirtschaftskammer Coesfeld arbeitet. Wenn man sich dem Wandel nicht stelle, „dann werden wir gewandelt“. Zum Aufregerthema Wolf sagte Lammersmann: „Wir müssen uns aneinander gewöhnen.“

Nadine Heselhaus (SPD) gestand freimütig ein, dass ihre Verbindungen zur Landwirtschaft bislang eher wenige seien. „Ich stamme auch nicht vom Hof.“ Die Raesfelderin sagte, es sei ihr wichtig, dass die heimischen Landwirte von ihren Erzeugnissen leben könnten. Sie wolle sich dafür einsetzen, dass die Bauern mehr Planungssicherheit bekommen. Auch solle es weniger Bürokratie geben. „Man muss nicht alles so streng machen.“ Mit Blick auf den von seiner Partei nicht erneut aufgestellten CDU-Bundestagskandidaten Johannes Röring sagte Heselhaus: „Sie hatten ja bislang einen Landwirt im Parlament. Anscheinend hat es nicht so richtig geholfen.“

Karlheinz Busen (FDP) suchte gleich zu Beginn die Nähe zu den Bauern. „Wir sind als FDP ja nicht unbedingt eine Bauernpartei, aber sie sind ja auch Unternehmer“, sagte der Gronauer, der im Bundestag im Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft sitzt. Busen sagte, dass bei EU-Vorgaben für die Landwirtschaft „in Deutschland ständig draufgesattelt“ werde. Man müsse die Wettbewerbsbedingungen für Landwirte einheitlich halten und Bürokratie abbauen. Busen sprach sich dafür aus, weiterhin eine Waldbewirtschaftung auch mit Nadelholz zu ermöglichen. Eine Massentierhaltung gebe es für ihn nicht: „Dem Tier ist es egal, ob da zehn oder 1000 stehen.“ Zum Thema Wolf im Münsterland habe er eine klare Haltung, sagte der Jäger: „Der Wolf gehört hier nicht hin.“

Anne König (CDU) betonte, dass sie seit dem Start ihrer Kandidatur schon mehr als 50 Höfe in der Region besucht und dort viel erfahren habe. Sie nannte die Energieproduktion eine mögliche „Perspektive“ für Landwirte. Auch der Einsatz der Landwirtschaft beim Hochwasser- und Klimaschutz etwa in Form von Rahmenverträgen sei denkbar, aber: „Das muss alles auch entschädigt und bezahlt werden“, betonte die Borkenerin. Ihr sei eine „vielfältige Landwirtschaft“ in der Region wichtig. Mit Blick auf das Spannungsfeld Bio-Anbau/konventionelle Landwirtschaft betonte sie: „Ich werte das eine nicht auf und das andere nicht ab.“ Beim Thema Planungssicherheit sagte sie, dass sie sich eher für einen Zeitraum von 20 als 15 Jahren einsetzen würde, den Landwirte für Haltungsbedingungen in neuen Stallbauten bekommen sollten. Beim Thema Wolf hatte König eine identische Einschätzung wie Busen: „Der Wolf gehört hier nicht hin.“

„Dem Tier ist es egal, ob da zehn oder 1000 stehen.“

Karlheinz Busen (FDP) zur Begründung, warum er den Begriff „Massentierhaltung“ ablehnt.

„Hier wird Auto gefahren, Fleisch gegessen und Schützenfest gefeiert.“

Anne König (CDU)

„Wir sind doch seit 16 Jahren gar nicht mehr in der Bundesregierung.“

Bernhard Lammersmann (Grüne).

 

Quelle: Josef Barnekamp